(Gastbeitrag von R. H.:)
...
aber nur fast. Erbaut wurde es 1891 als »Hotel Howard« von dem 20 Jahre
zuvor aus Schwaben nach Jaffa ausgewanderten Architekten, Templer und Kartografen Theodor Sandel.
1907 wurde es von Abraham Fast gemietet (dem sein »Hotel Lloyd« zu
klein geworden war) und in »Hotel Fast« umbenannt. 1911 wurde Waldemar
Fast geboren, Abrahams Enkel. 1918-20 waren die Fasts (wie alle
schwäbischen Templer) von den Briten in Ägypten interniert. Über
Baiersbronn im Schwarzwald ging es bald zurück nach Jerusalem. Als
Waldemar Fast, Chef des mit dem Hotel zusammenarbeitenden Reisebüros, in
den 30er Jahren die wachsende Bedeutung des Luftverkehrs spürte, konnte
einer der befreundeten schwäbischen Templer mit einem Stoppelfeld als
Landefeld dienen - dem heutigen Ben-Gurion-Flughafen.
Doch über
dem Wirken der schwäbischen Templer in Palästina stand kein guter Stern.
Viele ließen sich mit den Nazis ein - auch Waldemar Fast. Zwar hatte er
noch 1938 beim Ausfliegen jüdischen Goldes aus Amsterdam nach Jerusalem
geholfen, während seine Onkel bereits das deutsche Generalkonsulat im
Hotel beherbergten, aber dann erlag auch er der Versuchung, Nazi zu
werden. Als 1942 die Deutschen auf Kairo und Jerusalem zumarschierten
und der antisemitische Großmufti von Jerusalem bereits frohlockte,
internierten die Briten wieder einmal die feindlichen Deutschen und
deportierten sie nach Australien.
Waldemar Fast konnte sich
rechtzeitig in die neutrale Türkei absetzen und wurde Attaché an der
deutschen Botschaft in Ankara. Mit einem Kollegen zusammen bestach er
den albanischen Diener des britischen Botschafters und erfuhr dadurch
den Tag der Landung der Alliierten in der Normandie - aber Außenminister
Ribbentrop wollte es nicht glauben. Bezahlt wurde der Spion mit 300.000
falschen, zur Destabilisierung der britischen Wirtschaft gedachten
Pfund, gedruckt in deutschen KZs. Die Geld druckenden Häftlinge hatten
die Pfundnoten nach Art englischer Buchmacher mit Nadeln durchstochen,
als Stelle dafür allerdings ausgerechnet das aufgedruckte britische
Wappen benutzt, was ein wahrer britischer Patriot nie tun würde - ein
raffinierter versteckter Hinweis darauf, daß die Noten gefälscht waren
... (Nähere Einzelheiten zu diesem Spionagefall in dem Hollywoodthriller
»Der Fall Cicero«.)
Soldatenlager,
1948 zwischen den Fronten und zerstört, Flüchtlingslager - das weitere
Schicksal des Hotelgebäudes war traurig. 1975 wurde das Gebäude
abgerissen, dessen Geschichte Ulrich Stolte in langer mühe- und
liebevoller Recherche ausgrub und in einem ganzseitigen Artikel in der
Stuttgarter Zeitung präsentierte, der leider nicht online zu sein
scheint.
Der interessierte Leser findet allerdings auch in der Wikipedia ein wenig Auskunft über das Hotel Fast: Immer schön von rechts nach links lesen, und der Rollbalken ist an der linken Seite!
Waldemar
Fast betrieb nach dem Krieg in Hamburg ein Reiseunternehmen, ging 1983
mit zwei Millionen Mark Schulden pleite und starb 1991. Seine Tochter
Kirsten, 1943 in Ankara geboren, war 1972 Hosteß bei den Olympischen
Spielen in München, Kollegin von Silvia Sommerlath, die sich dort den
schwedischen Kronprinzen angelte. Nach dem Attentat auf die israelische
Olympiamannschaft betreute sie Jerusalems Bürgermeister Teddy Kollek,
der die Familie anschließend nach Jerusalem einlud ...
Hotel Fast am 2. Juli 1943. Das Bild wird heute von der US-Kongreßbibliothek verwahrt; hier findet man es in voller Pracht.
(19.1.2011)
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